Ein norwegischer Pianist und Komponist. Geboren am 26. November 1823 in Trondheim, in einer Musikerfamilie. Seine Mutter Ane Cathrine Stiboldt (1785 – 1860) spielte viele Instrumente und gab Klavierunterricht, sein Vater Johan Christian Tellefsen (1774 – 1857) war als Organist am Nidarosdom tätig und baute auch Orgel. Thomas hatte in Trondheim den Klavierlehrer Ole Andreas Lindeman (1769 – 1857), der in seinem Schüler Interesse für Bach und Barockmusik weckte. 1842 reiste der 19-jährige Tellefsen nach Paris, wo er sein Studium bei Charlotte Thygeson, Friedrich Kalkbrenner und von 1844 bis 1847 bei keinem Geringeren als Frederic Chopin fortgesetzte. Seine materielle Lage besserte sich allmählich mit der wachsenden Zahl seiner Schüler sowie dank Anstellung als Noten-Kopist des polnischen Komponisten.
Im Laufe der Zeit freundete sich Tellefsen mit Chopin an. Nach dem Ausbruch der Revolution von 1848 reisten die beiden Komponisten nach London, wo sie konzertierten und unterrichteten. In einem Brief schrieb Thomas Tellefsen an seine Familie in Norwegen: Chopin ist und bleibt mein bester Freund, unser gemeinsamer Aufenthalt in London, wo wir beide uns fremd fühlten, brachte uns einander nahe, wir konnten uns besser kennenlernen, ich besuchte ihn jeden Tag und hatte immer mit ihm gefrühstückt… (August 1848). In dieser Zeit bat Chopin Tellefsen um die Bearbeitung seiner „Schule des Klavierspiels“, dieses Projekt wurde jedoch nie vollendet. Nach Chopins Tod im Jahr 1849 übernahm Thomas seine Schüler und wurde zum geschätzten Pädagogen. In einem Brief an seine Familie berichtete er: Ich habe viele Schüler und mein Ruf in Paris steigt von Tag zu Tag, bin wahrscheinlich einer von denen, derer Kundschaft zu den besten Kreisen gehört, ich unterrichte nämlich vier Prinzessinnen, eine Fürstin, und Gräfinnen kann ich nicht mehr zusammenzählen (April 1855). Der norwegische Komponist bearbeitete eine der ersten Herausgaben des Gesamtwerks von F. Chopin in 12 Bänden, die zwischen 1860 – 1880 in Paris erschienen. Die polnische Fürstin Marcelina Czartoryska, Chopins Schülerin, führte Tellefsen in die Salons des Hôtel Lambert in Paris, einer Residenz des Fürsten Alexander Czartoryski, ein, wo der Komponist 1851 mit großem Erfolg debütierte. Es war der Wendepunkt seiner Karriere. Ein Jahr später spielte Tellefsen in Salle Pleyel sein Klavierkonzert g-Moll op. 8, das von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen wurde.
Auch in den nachfolgenden Jahren fanden die Auftritte von Thomas D. A. Tellefsen positiven Anklang. Seinerzeit galt er als bedeutendster norwegischer Pianist; trat in Paris, Stockholm, Norwegen, England und Schottland auf. Tellefsen wurde zu einem der größten Klaviervirtuosen im Paris der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts. Seine Konzerte waren jedes Mal ein Jahresereignis. In den Jahren 1843 bis 1864 ging Tellefsen zehnmal auf Tournee durch seine Heimat Norwegen. Dort bekam er etliche Auszeichnungen, u. a. den Sankt-Olav-Orden. Außer eigener Kompositionen führte er oft Werke von F. Chopin auf. Seine Interpretationen von Musik des polnischen Komponisten wurden sowohl vom Publikum als auch von der Kritik warm aufgenommen. In Paris nahm Tellefsen oft an den Kammerkonzerten mit renommierten Musikern teil, es waren hauptsächlich Trios und Quartette der Wiener Klassiker W. A. Mozart und L. van Beethoven. Tellefsen popularisierte auch die Barockmusik, die er auf dem eigenen Cembalo spielte. 1858 heiratete er die norwegische Sängerin Severine Bye (1839 – 1915), sie hatten eine Tochter, Jeanne. Das Ehepaar führte ein offenes Haus in Paris, in ihrer Residenz wurde ein Zentrum für Skandinavier gegründet.
Nach dem Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870 verließ Tellefsen mit seiner Familie Paris und reiste nach London, wo er drei Jahre blieb. 1873 kehrte der Komponist in die französische Hauptstadt zurück. Die Ehekrise im April 1874 war der Grund für die Trennung von seiner Frau Severine Bye. In demselben Monat erlitt Tellefsen eine Lähmung und blieb drei Monate ans Bett gefesselt. Im Sommer erfolgte eine Besserung, aber bereits im September kam der Rückfall und der Komponist starb am 6. Oktober 1874. Er wurde am Pariser Friedhof Cimetière d’Auteuil beigesetzt.
Thomas D. A. Tellefsen hinterließ 44 Klavierwerke, darunter zwei Klavierkonzerte und Kammermusik. Sein Schaffen beinhaltet Motive der norwegischen Volksmusik und ist auch von Frederic Chopin inspiriert. Unter seinen Klavierstücken finden wir viele Mazurkas, Walzer, Nocturnes, eine Ballade, drei norwegische Tänze und eine Klaviersonate. Das Gesamtwerk des norwegischen Komponisten wurde im Pariser Verlag Richault veröffentlicht.
Obwohl Thomas Tellefsen zu seinen Lebzeiten sehr angesehen war, geriet sein Schaffen nach seinem Ableben in Vergessenheit. Das Interesse für den norwegischen Komponisten erwachte erst Ende des 20. Jahrhunderts; seine Werke werden in den Konzertsälen vieler Länder aufgeführt und sind auf zahlreichen Tonträgern zu hören.
Małgorzata Jaworska
Übersetzung aus dem Polnischen: M. F. Nowak