Ein Denkmal für Trygve Lie in Wien Donaustadt


Im Norwegerviertel, auf einer Grünfläche nahe dem Osloplatz, wurde am 22. Mai 1997 ein Denkmal für den ersten Generalsekretär der Vereinten Nationen, den Norweger Trygve Halvdan Lie enthüllt. Dieser Gedenkstein wurde von Professor Hubert Wilfan geschaffen. Mit der Errichtung des Trygve-Lie-Denkmals soll auch daran erinnert werden, dass sich in Wien Donaustadt ein UNO-Sitz befindet.

Am 10. Jänner 1946 begann in London die erste Vollversammlung der Vereinten Nationen, die ein Jahr zuvor als Nachfolgeorganisation des glücklosen Völkerbundes gegründet worden waren. Zum ersten Generalsekretär wurde der damals 50jährige Norweger Trygve Lie gewählt.

Trygve Halvdan Lie wurde 1896 in Oslo geboren, studierte Rechtswissenschaften. 1919 wurde er Sekretär in der norwegischen Arbeiterpartei und 1922 Rechtsberater beim Gewerkschaftsbund. Politisch der Arbeiterpartei verbunden, übernahm er zunächst mehrere Funktionen in der Kommunalpolitik. 1935 wurde Lie Justizminister, 1939 Handelsminister und von 1937 bis 1949 war er Mitglied der Stortinget, dem norwegischen Parlament.

Nach der Besetzung Norwegens durch Hitlerdeutschland im Jahr 1940 übersiedelte er mit der gesamten Regierung zunächst nach Molde und vor dort über Tromsö ins Exil nach Großbritannien. Im November 1940 übernahm Trygve Lie das Außenministerium und versuchte vorerst ein gutes Verhältnis zu Großbritannien und den USA und später zu „alle de tre store“ – also auch zur UdSSR. Auch zur norwegischen Widerstandsbewegung pflegte er gute Kontakte.

Als Generalsekretär der Vereinten Nationen war er bestrebt, ein Klima der Zusammenarbeit zwischen Ost und West zu schaffen. Bei Ausbruch des Korea-Krieges setzte er sich energisch für eine UNO-Aktion gegen die Angreifer ein, was dem UNO-Generalsekretär den Unwillen der Sowjetunion eintrug. Im April 1953 wurde Trygve Lie vom Schweden Dag Hammarskjöld abgelöst.

In der Folge erfüllte er zahlreiche Aufträge für die norwegische Regierung und übernahm 1964 das Handelsministerium. Trygve Lie war von frühester Jugend an ein aktiver Sportler und von 1931 bis 1935 Vorsitzender des „Arbeidernes Idrettsforbund“. Er verfasste zahlreiche Schriften und Bücher. 1968 starb er im Alter von 72 Jahren.

(Text: Friedrich Kager)